1896
Heribert Fischer wird am 23. Februar in Teplitz-Schönau, Nordstraße geboren. Der Vater, ein gelernter Kaufmann, stammt aus Geising im Osterzgebirge. In Teplitz-Schönau leitet er ein Kreditinstitut. Zuvor war er Teilhaber der Attila-Fahrradfabrik in Dresden, die jedoch in Konkurs ging. Die Mutter ist die Tochter eines Oberlehrers und stammt aus dem schlesischen Tiefenbach. Ein Bruder von Heribert Fischer, 1893 geboren, studiert Bergbau in Freiberg. Er stirbt 1988.
1907–1911
Besuch der Staatsrealschule in Teplitz-Schönau. Ferienaufenthalte in Geising (Osterzgebirge) und Tiefenbach (Schlesien) bei den Großeltern. Schon als Kind entfaltet Heribert Fischer besondere zeichnerische Fähigkeiten.
1911–1914
Besuch des Gymnasiums in Teplitz-Schönau. Heribert Fischer zeichnet sich vor allem in Naturgeschichte, im Turnen und im Freihandzeichnen aus. Die Reifeprüfung besteht er mit Auszeichnung. Neben der Schule engagiert er sich im Sport (Skilauf und Skispringen). Außerdem besucht Heribert Fischer die Keramische Fachschule in Teplitz-Schönau.
1914
Im Frühjahr bewirbt sich Heribert Fischer an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Ohne einen Vorkurs an der Kunstgewerbeschule absolvieren zu müssen, kann er das Studium der Malerei bei Professor Oskar Zwintscher aufnehmen, der seit 1903 als Nachfolger Leon Pohles Leiter eines Malsaales ist, 1904 den Professorentitel erhält und sich als Leiter unter den Schülern großer Achtung und regen Zuspruchs erfreuen kann.
1916
Nach dem Tode Oskar Zwintschers am 11. Februar 1916 setzt Heribert Fischer die Studien bei Robert Sterl fort. Dieser war 1904 an der Akademie eingestellt worden und erhielt 1906 den Titel eines Professors zuerkannt. 1914 wurde ihm die Leitung des Malsaals von Carl Bantzer übertragen. Nach dem Tode Gotthardt Kuehls am 1. November 1915 erhielt er dessen Stelle als Leiter eines eigenen Meisterateliers. Bis zum Sommer 1916 ist Heribert Fischer Meisterschüler bei Robert Sterl. Am 2. Juni 1916 wird er zum Kriegsdienst eingezogen (Feldartillerie Regiment 192 in Dresden). Noch im Oktober 1916 muss er mit dem Feldartillerie-Regiment 192 in den Krieg ziehen.
1918
Am 8. Oktober wird er als Vizewachtmeister im Feldartillerie-Regiment 192 vor Verdun schwer verwundet. Im Feldlazarett Kreuznach, dann in Aschaffenburg behandelt.
1919
Im Februar wird Heribert Fischer aus dem Lazarett in Dresden entlassen.
1919–1961
Tätig als freischaffender Maler, Graphiker und Kunsthandwerker in Geising (Osterzgebirge). Zunächst im Schützenhaus in Geising wohnhaft, da im Haus der Großeltern, dem Fischer-Haus, kein Platz ist. Dort hatte die Gesellschaft für Grubenbetrieb (Schlackengewinnung) ihr Büro. Nach deren Auflösung war es an den Architekten Reyher vermietet. Der Vater erwirbt das Haus, in dem die Großeltern den Verlag einer Geflechthändlerbranche führten, zurück. Ausmalung der Zimmer im Schützenhaus und auch einzelner Räume im Fischer-Haus.
1920
Fischer schlägt einen Parisaufenthalt aus, den ihm der Vater schenken will.
1921
Er wird mit der "Silbernen Schneeflocke", einer Sportmedaille, ausgezeichnet.
1924
Heribert Fischer heiratet am 23. August die Keramikerin Wilhelmine Leu aus Koblenz.
1932
Ruth von Mayenburg besucht mehrere Male Fischer in Geising.
1933
Für längeren Rom-Aufenthalt vorgesehen. Das Vorhaben scheitert wegen Fischers Nichtzugehörigkeit zur NSDAP.
1934
Herbert Volwahsen schreibt in: Maler ihrer Heimat. Das Erzgebirge im Bilde, in: Der Sonntag, Beilage der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 29.4.1934:
Im Osterzgebirge ist es vor allem Heribert Fischer (Geising), in dessen Bildern ein romantisches Naturgefühl nachklingt. Vor allem ist es die Landschaft, die ihn bewegt, selten der Mensch. Die Eigenart seines Schaffens tritt am deutlichsten in einigen seiner Lithographien hervor, in denen er auf Licht- und Luftwirkungen verzichtet und die Landschaft in klarer Linienführung gleichsam niederschreibt. Er pathetisiert die Welt um sich herum nicht, sondern seine Arbeit ist getragen von einer heimlichen Liebe zu den bewaldeten Kuppen und fernen Hügeln und zu den Dörfern und Städten, die geborgen am Fuß der schwingenden Hänge liegen. Oft hat er vom Fenster aus seinen Garten gezeichnet und hat sich alle Veränderungen während der Jahreszeit notiert. Ebenso oft hat er die Straße vor seinem Hause gezeichnet oder gemalt mit dem steil ansteigenden Geisingberg dahinter. Die Zeichnungen von Heribert Fischer sind oft von so zarter Empfindung, dass man ihn als den Lyriker unter den Malern des Erzgebirges bezeichnen könnte.
1938
Ihm wird eine Befähigung zu Erteilung von Unterricht im Fach Ski erteilt.
1939
Tochter Christiane wird am 28. Februar geboren.
1940
Tätigkeit als Skilehrer für die Luftwaffe am Oberjoch.
1941
Von April bis Oktober zum Kriegsdienst eingezogen (Landesschützenbataillion Frankenberg).
1942
Am 22. Dezember zur Polizei-Reserve eingezogen. Dienst als Landgendarm in Altenberg. Zwischenzeitlich als Soldat in Italien.
1945
Beginn einer umfangreichen kunsthandwerklichen Arbeit im Fischer-Haus Geising. Entwürfe für Intarsien, Schmiedarbeiten, Entwürfe für Wachs- und Tauchbatiken u.a.
1946
Ausstellung im Grünen Haus in Dresden zusammen mit Willy Becker.
1950–1960
Als Sport- und Zeichenlehrer an verschiedenen Grundschulen und an der Oberschule in Altenberg tätig.
1959
Ausstellung im Städtischen Museum Zwickau. Dazu in der »Union« vom 9.1.1959: Zweifellos strebt der Künstler in allen seinen Bildern Klarheit an, die er am stärksten und wirkungsvollsten in seiner Grafik, besonders in seinen Holzschnitten erreicht…Dominierend in dieser Ausstellung ist die Farbe, die für den Künstler immer Reiz und Lockung zu sein scheint.
1961
Reise in die BRD. Eine Verlängerung des Aufenthaltes wird von den Behörden der DDR abgelehnt. Heribert Fischer-Geising entschließt sich nach dem Mauerbau in Berlin, nicht mehr zurückzukehren.
1962
Der Künstler lebt fortan in Freiburg im Breisgau.
1965
Ausstellung in Bad Krozingen.
1971
Helma Fischer stirbt Anfang des Jahres in Geising. Ausstellung im Rathaus Freiburg im Breisgau. Heribert Fischer heiratet in zweiter Ehe Hildegard Günther.
1974
Ausstellung in der Galerie Eichhauser in München.
1977
Im Januar stirbt die Tochter Christiane in Geising. Ausstellung zusammen mit Joseph Jäger und Karl Seifert in der Städtischen Galerie Schwarzes Kloster in Freiburg im Breisgau. Der Künstler vermerkt dazu:
Ich bin Maler.
Meine Bilder sollen nicht zum Denken anregen,-
ihr Leben soll gefangen nehmen,
ihr farbiger Klang wie Musik erfreuen,
ihre Geschlossenheit befriedigen.
1984
Heribert Fischer-Geising stirbt am 23. August an den Folgen eines Schlaganfalls. Werner Stöckel aus Geising in einem Nachruf: Fischer sagte von sich 1932: »Meine Bilder haben eine harte Klarheit, sie bekommen lediglich durch die Farbe einen malerischen Hauch«. Ersteres stimmt und wurde beibehalten, jedoch musste die zweite Aussage korrigiert werden, denn aus dem Hauch wurde ein farblicher Rausch, ohne dass es zu einer Übersteigerung gekommen wäre, die als unnatürlich empfunden werden müsste.
1992
Ausstellung in der Galerie am Markt in Dippoldiswalde.
1996
Gedenkausstellung der Stadt Geising, in Zusammenarbeit mit dem Erzgebirgsverein im Schützenhaus in Geising (vorwiegend Exponate aus Besitz der Geisinger Bürger und der Stadtverwaltung), anlässlich des 100. Geburtstages von Heribert Fischer-Geising.
1997
Ausstellung in der Galerie Finckenstein in Dresden. Ausstellung im Haus Krone in Dippoldiswalde. Dazu Birgit Tragsdorf in der Sächsischen Zeitung (Dippoldiswalde) vom 27.8.1997: Collagen aus dem Jahr 1975 und die »Farbige Symphonie« von 1971 sind ein Beleg, zu welcher Meisterschaft es Fischer in der abstrakten Kunst brachte. Deutlich lassen sie auch erkennen, wie sehr ihn seine gute Schule in der klassischen realistischen Malweise dabei zugutekam. Diese Bilder sind mehr als nur ein Spiel der Formen, Farben und Stimmungen. Meist tragen sie eine Botschaft in sich, die es uns ermöglicht, in Träume und Realitäten hineinzuschauen.
2004
Gedenkausstellung "Ein Maler zwischen den Welten" anlässlich des 20. Todestages von Heribert Fischer-Geising, in der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank, Villa Eschebach, vom 25. Juni bis 27. August. Es war die erste große umfangreiche Werkschau nach 1984.
Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus Naundorf/Struppen: "Heribert Fischer-Geising (1896-1984) - Stillleben". Die Ausstellung vom 25. Juli bis 19. September entstand mit der Unterstützung der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank. Es wurde ein kleines Katalogbüchlein von K. M. Mieth (Robert-Sterl-Haus) herausgegeben (ISBN 3-9807928-2-X).
2011/2012
Beteiligung an der Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in Dresden, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Neben Otto Dix, George Grosz, Hans Grundig und anderen wurden auch drei Arbeiten von Heribert Fischer-Geising gezeigt.
2013
Die "Heribert Fischer-Geising Stiftung" wird durch seine Witwe Hildegard Fischer gegründet.
2016
Die Dauerausstellung im Schloß Lauenstein wird eröffnet. Zu sehen sind über 100 Gemälde, Zeichnungen sowie kunsthandwerkliche Arbeiten von Fischer-Geising aus sechs Jahrzehnten.
Fischer-Geising geht "online". Auf der Seite www.fischer-geising-stiftung.de kann man sich über Fischer-Geising informieren und u.a. originale Arbeiten käuflich erwerben.
2017
Das Bildnis "Meine Mutter" wird restauriert.
2018
Es erscheint ein großer Text zu Leben und Werk in der Geschichtsreihe "Dresdner Hefte" des Dresdner Geschichtsvereins (Nr. 134 "Erzgebirg' und Elbflorenz").
Das Bildnis "Meine Mutter" wurde mit finanzieller Hilfe der Volksbank Dresden-Bautzen restauriert und befindet sich nun in der Dauerausstellung.
2019/ 2020
Schmidt-Kunstauktionen Dresden versteigern Arbeiten von HFG, darunter ein unbekanntes "Stillleben mit Schwertlilien" aus dem Jahr 1931.
Die erste Sonderausstellung (4.11.2019 bis 1.3.2020) der Heribert Fischer-Geising Stiftung widmete sich dem Thema "Landschaft des Erzgebirges". Es wurden 38 Arbeiten im Schloß Lauenstein ausgestellt, davon 36 Arbeiten erstmals aus dem Depot gezeigt. Aller drei Jahre sollen nun Sonderausstellungen zu ausgewählten Themen im Schaffen von Fischer-Geising gezeigt werden. Im Herbst 2022 werden wir das Thema der Neuen Sachlichkeit aufgreifen.
2023
Am 10.08.2023 verstirbt seine Ehefrau Hildegard Fischer in Dippoldiswalde. Sie wurde 101 Jahre alt. Die Urnenbeisetzung erfolgte am 31.8.2023 im Familiengrab in Geising.